Wenn ich im Urlaub bin, sollte ich mich eigentlich entspannen und Spaß haben. Ich freue mich immer sehr auf den Urlaub und fantasiere manchmal schon viel zu früh wie toll es wird. In meinen Vorstellungen habe ich unendlich viel Spaß und verschwende keinen einzigen Gedanken an Selbstkritik. Die Realität sieht dann leider anders aus. Als ob meine kleine negative Stimme plötzlich die Zeit hat laut zu sprechen, brüllt sie mich an. Vielleicht auch weil ich plötzlich die Zeit habe ihr zuzuhören?
Gefangen im eigenen Selbstbild
Im Urlaub habe ich aktiv überlegt wie ich mein Selbstbild ändern kann. Ich möchte daran arbeiten immer ein gutes Bild von mir selbst zu haben. Immer. In jeder Lebenssituation glücklich und zufrieden mit mir zu sein. Dann gefalle ich mir am besten. Lachend. Offen. Ehrlich. Frei. Frei von diesen negativen Gedanken die mich wie in einem Käfig gefangen halten. Mich davon abhalten Spaß zu haben. Es gab Zeiten da dachte ich, dieser Käfig wird von anderen gebaut. Und ganz falsch ist es nicht, das Material für meinen Käfig haben oft andere geliefert. Aber gebaut habe ich den Käfig selbst.
Action Step 1: SMILE
Zwei Dinge habe ich dann gemacht. Beide klingen sehr einfach. Sind es aber nicht unbedingt. Erstens: Viel lächeln. Durchatmen. Lächeln. Irgendwann wird es ein Lachen.
Mir ist aufgefallen, dass ich gerade auch im Urlaub, auf die Reaktion von anderen stark reagiere. Ich meine dabei nicht die Menschen die ich um mich habe und mit denen ich im Urlaub bin. Ich meine die Menschen die auch im Restaurant sitzen, sich an der Kasse vor dem Museum vor mir befinden oder am Strand neben mir liegen. Ich lasse mich dann oft von verschiedenen Dingen irritieren: wenn diese Anderen eine Menge Spaß haben, empfinde ich eine leichte Mischung aus Neid und dem Gefühl was zu verpassen (Ja, ich weiß, total blöd). Wenn jemand besonders gut angezogen ist oder gut aussieht ist es ähnlich. Ich verliere mein Selbstbild in Anderen. Und die können natürlich nichts dafür. Anstelle, dass ich das Essen genieße, die Bilder bestaune oder die Wärme der Sonne tanke, bin ich irritiert und wütend auf meine Gefühle. Und ich bin nicht mehr bei mir.
Lächeln hilft. Ich habe schon oft gelesen, dass lächeln alleine schon positive Hormone aktiviert. Und locker macht. Das hat es. Immer wenn ich bemerkte, dass ich jemand anderen beobachte, weil die Person einen besonderen Eindruck auf mich machte, habe ich gelächelt. Auch weil ich etwas grundlegendes verstanden habe: ich bin nicht neidisch. Ich bewundere diesen Menschen in diesem Moment für das was mich aufmerksam gemacht hat. Und das ist nichts Schlechtes. Wenn ich mich ehrlich über diesen Menschen freue, über den schönen Stil oder das herzliche Lachen, dann kann ich auch weiter bei mir bleiben und meinen eigenen Urlaub genießen.
Das Lächeln hat mir auch noch an anderen Stellen geholfen. Wenn andere Menschen mir ein ungutes Gefühl geben. Sei es der Kellner der einen komisch anblickt, wenn man die Hälfte der Riesenportion Pasta zurückgehen lässt oder die Tischnachbarin die einen immer wieder irritiert anschaut (vielleicht sollte sie den ersten Teil des Action Step: SMILE mal lesen ;-)). Dann einfach zu lächeln hat mir geholfen klar zu werden, und zu mir zu finden. Mich nicht unwohl zu fühlen oder mich zu fragen was ich falsch gemacht habe. Gut möglich ist es auch, dass diese Menschen gar nicht absichtlich komisch geschaut haben. Da ich es nicht herausfinden werde – ist es doch auch egal.
(Note: Das schreibt sich sehr leicht, ist aber weniger leicht auch umzusetzen. Ich arbeite daran.)
Action Step 2: Sich selbst sehen lernen.
Das Lächeln ist ein großer Schritt, der sich leicht einbauen lässt. Der zweite Schritt war es für mich, Fotos von mir selbst zu machen. Fotos, die mich so zeigen wie ich mich selbst sehe. Ich hab versucht das ganz spielerisch zu machen: unter einem Baum oder auch mal Grimmassen schneidend (zum Warm werden kann ich die SNAP CHAT app Selfies sehr empfehlen, da ist immer was dabei was einen zum lachen bringt)
Ich kann das wirklich empfehlen: Mach Bilder von den Stellen an deinem Körper die du magst als Erstes. Deine Hände? Füße? Ohren? Such dir einen schönen Background und los gehts. Mach ganz Viele und such dann die aus die dir gefallen, alle anderen kommen weg. Mach dir ein Album oder Ordner auf deinem Phone oder PC. Wenn es mal wieder runter geht mit dem Selbstvertrauen: reinschauen.
Es ist doch so: Man sieht sich selbst meist nur als Spiegelbild. Meist von vorne. Und selten von der Seite (und selten lächelt man sich an). Wenn wir dann Bilder von uns sehen (nicht spiegelverkehrt und von der Seite oder von Hinten), erschreckt man sich, weil man sich selbst nicht erkennt, und sich fremd vorkommt. Aber wenn man sich mehr auf Bildern sieht und vor allem selbst bestimmt wie diese Bilder aussehen, dann lernt man sein Aussehen besser kennen.
Ist das nicht Narzisstisch?
Ich weiß. Viele machen heute Unmengen an Bildern von sich und posten sie auf Facebook. Je nach Umgebung, Alter und Freundeskreis wird das dann als selbstbewusst, eingebildet oder nervig eingestuft (also -meist- negativ). Und schnell fühlt man sich komisch, so narzisstisch zu sein und sich selbst in den Mittelpunkt eines Bildes zu rücken. Keine Angst davor haben! Die Bilder müssen nicht in die Öffentlichkeit. Sie sind nur für dich! Heute sehen wir viel mehr Bilder von anderen Frauen und vor allem von recht begrenzten „Schönheitsidealen“. Überall sehen wir schlanke, dünne porenfreie gephotoshoppte Frauen. Und unser Spiegelbild sehen wir dann unter einem ganz anderen Licht. Es ist wichtig, sein eigenes Schönheitsbild zu haben, um sich schön zu finden. Das bedeutet nicht andere nicht attraktiv zu finden. Es bedeutet nur das Ungleichgewicht von Körperformen, Schönheitsidealen etc. ein wenig auszugleichen. Wenn man Bilder von sich selbst macht, die einem gefallen (und die niemand sonst zu sehen bekommen muss) geht man da (aus meiner Sicht) in die richtige Richtung.
Jetzt bin ich wieder zuhause und bald geht das reale Leben wieder los (Urlaub ist total surreal :-P). Ich bin froh mich selbst ein wenig mehr kennengelernt zu haben. Und ich nehme eine Menge mit aus dem Urlaub. Und diesmal nicht nur Muscheln von Strand.