Schwarz-Weißes Denken – oder leben in der Zwischenwelt

Ich befand mich vor Kurzem in einer Situation, die mich sehr unglücklich gemacht hat. Am Tisch mit Freunden/Bekannten, beim Essen: um mich herum wurde wild diskutiert. Das heißt eigentlich wurde nicht diskutiert – es fand kein „Diskurs“ statt, sondern es wurden große Meinungen vorgetragen. Vergleiche gezogen. Extrembeispiele mit anderen Extrembeispielen verglichen um die eigene Meinung deutlich zu machen.

Ich habe mich sehr unwohl gefühlt, in mir brodelte es – alles war viel zu schwarz weiß dargestellt. Was ich meine ist: Extreme. Es wurde keine Zwischenwelt, kein Verständnis für die eine oder andere Seite aufgebracht. Und obwohl auch ich Dinge kenne, bei denen es auch für mich an Verständnis fehlt: Ich kann es nicht über mich bringen alles und jenen immer gleich zu verurteilen. In Gut und Schlecht einzuteilen. Ich kann es nicht. Ich kann mir nicht helfen, ich muss mich immer fragen, ob ich beim verurteilen nicht gerade etwas Wichtiges übersehe. Und das tue ich sicher. Und ja, sicher es ist so viel einfacher alles so schwarz weiß zu sehen. Aber nicht für mich. Für mich macht es einfach alles komplizierter.

Denn ich kann mich nicht ausnehmen. Ich vergesse nicht, wie ich vielleicht selbst schon mal etwa getan habe, das hier und jetzt in eine Kategorie fällt oder so interpretiert werden kann. Wer kann sich schon frei sprechen, von solchen Dingen? Und genau da, sitzt meine Frage: Wie können wir so schnell verurteilen, wenn wir doch selbst niemals so schwarz weiß sind?

Ein relativ unpolitisches, neutrales Beispiel sei hier dargestellt:

Wie können wir beispielsweise stolz erzählen, kein Apple-Fingerprint zu verwenden („denn die NSA soll den nicht kriegen!“) und gleich stolz am nächsten Tag davon sprechen, dass man alles mit der Kreditkarte verbunden hat und nur noch mit dieser zahlt? Wie kann man in der einen Ecke so verurteilend über das Eine (denn es war klar, dass mein Fingerprint schon gelagert wird), aber nicht reflektierend über sich selbst sprechen? Wieso überhaupt urteilen? Ich habe in dem Moment Niemanden von möglichen Gefahren der Kreditkartenbezahlung erzählt – warum auch?

Ich habe mich nach der wilden Meinungsverteilung am Tisch ein wenig zurückgezogen und diesen Artikel hier gelesen und mich schnell verstanden gefühlt. Hier ist er, für alle die mit mir fühlen 😉

You’re Not ‘Too Sensitive’ for Leaving a Toxic Situation

Mit Liebe und Mitgefühl das Bücherregal entschlacken

Ich liebe Bücher. Obwohl ich noch ungelesene Exemplare zu Hause habe, kann ich selten widerstehen. Das heißt konnte, bis ich mir letztes Jahr einen Riegel vorgeschoben habe und gesagt habe, ich will erst wieder Bücher kaufen, wenn alle die da im Regal auf mich warten, auch gelesen sind.

Oft lasse ich mich verführen und kaufe ein Buch z.B. weil ich das Cover wahnsinnig toll finde. Oder die Story viel verspricht – oder Bücher die Klassiker sind und dann vielleicht noch ein Exemplar aus den 70/60ern (wo die Cover noch viel schöner waren). Und dann lese ich zuhause ein wenig rein und es „catcht“ mich nicht. Von Zeit zu Zeit schaffe ich es weiterzulesen und ich bereue es nicht. Und manchmal schaffe ich es nicht weiterzulesen. Dann lege ich es ins Regal und warte darauf, dass irgendwann die richtige Zeit für dieses Buch kommt. Und so haben sich bei mir ein paar Bücher angesammelt, die ungelesen sind und nach mehreren Versuchen auch ungelesen blieben.

Ich möchte mein Leben vereinfachen. Bücher die ich doch nicht lese und ewig in meinem Regal stehen, sehen für mich wie Lügen aus. Wie ein erhobener Zeigefinger. Es ist, als ob sie einen gewissen Druck auf mich einüben (und Schuldgefühle). Ich will ein Regal haben, in dem nur Bücher stehen von denen ich sagen kann, dass ich sie gelesen habe.

Weg mit den mahnenden Büchern. 

Also habe ich angefangen. Einfach Book-by-Book. Eine ganze Jute Tasche plus ein paar Zerquetschte sind rausgeflogen. Und ein paar Bücher wurden entdeckt, die ich wieder mal lesen will (Worum ging es denn hier?) Also eine sehr erfolgreiche Aktion.

Wohin mit den Ausgestoßenen? Ich bringe sie zu OXFAM, dort werden sie weiterverkauft und das Geld ist für einen guten Zweck. Man kann sie sicher auch selbst verkaufen, aber einzelne Bücher bringen selten viel Geld (it´s a shame). Da kann man sie doch viel besser spenden. Bei mir stehen sie nur meckernd rum.

Mein Fazit – Ich brauche mehr Zeit für mehr minimieren.

Ich gebe es zu: ich bin (noch?) nicht minimalistisch genug um mehr meiner geliebten Bücher wegzugeben. Viele sind treue Weggefährten und ich habe eine enge Verbindung zu ihnen. Vielleicht schaff ich es, sie nach und nach zu minimieren. Aber alles Step-by-Step. Ich lese auch schon digital Bücher, aber irgendwie ist so ein echtes Buch toll. Das Papier, der Geruch… und die Aussage die es über einen trifft, wenn man unterwegs ein Buch aufschlägt. Ich finde es spannend zu sehen, was andere lesen. Manchmal überrascht es und manchmal freue ich mich, wenn jemand ein Buch liest das ich großartig fand. Dann kann ich mich kaum zurückhalten und will unbedingt begeistert sagen „Das Buch ist sooooooo super!“. Das ist mir selbst auch schon passiert und ich fand es immer sympathisch. Ein Buch schafft es – ohne aufdringlich zu sein – eine Wellenlänge zu zeigen: Was beschäftigt dich, was für ein Mensch bist du…

Aber die digitale Welt hat einen großen Vorteil: Man kann in ein Buch zuhause hineinlesen, ohne es kaufen zu müssen! Meist ein ganzes Stück! Und ganz ohne den Druck, den ich persönlich in einer Buchhandlung hätte, wenn ich mehr als zwei Seiten lese. Also kann ich ein Buch erst ganz entspannt beschnuppern und dann immer noch beim Buchladen nebenan das Exemplar mit dem coolen Cover kaufen.

Wie verändere ich mein eigenes Bodyimage zum positiven?

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Wenn ich im Urlaub bin, sollte ich mich eigentlich entspannen und Spaß haben. Ich freue mich immer sehr auf den Urlaub und fantasiere manchmal schon viel zu früh wie toll es wird. In meinen Vorstellungen habe ich unendlich viel Spaß und verschwende keinen einzigen Gedanken an Selbstkritik. Die Realität sieht dann leider anders aus. Als ob meine kleine negative Stimme plötzlich die Zeit hat laut zu sprechen, brüllt sie mich an. Vielleicht auch weil ich plötzlich die Zeit habe ihr zuzuhören?

Gefangen im eigenen Selbstbild

Im Urlaub habe ich aktiv überlegt wie ich mein Selbstbild ändern kann. Ich möchte daran arbeiten immer ein gutes Bild von mir selbst zu haben. Immer. In jeder Lebenssituation glücklich und zufrieden mit mir zu sein. Dann gefalle ich mir am besten. Lachend. Offen. Ehrlich. Frei. Frei von diesen negativen Gedanken die mich wie in einem Käfig gefangen halten. Mich davon abhalten Spaß zu haben. Es gab Zeiten da dachte ich, dieser Käfig wird von anderen gebaut. Und ganz falsch ist es nicht, das Material für meinen Käfig haben oft andere geliefert. Aber gebaut habe ich den Käfig selbst.

Action Step 1: SMILE

Zwei Dinge habe ich dann gemacht. Beide klingen sehr einfach. Sind es aber nicht unbedingt. Erstens: Viel lächeln. Durchatmen. Lächeln. Irgendwann wird es ein Lachen.

Mir ist aufgefallen, dass ich gerade auch im Urlaub, auf die Reaktion von anderen stark reagiere. Ich meine dabei nicht die Menschen die ich um mich habe und mit denen ich im Urlaub bin. Ich meine die Menschen die auch im Restaurant sitzen, sich an der Kasse vor dem Museum vor mir befinden oder am Strand neben mir liegen. Ich lasse mich dann oft von verschiedenen Dingen irritieren: wenn diese Anderen eine Menge Spaß haben, empfinde ich eine leichte Mischung aus Neid und dem Gefühl was zu verpassen (Ja, ich weiß, total blöd). Wenn jemand besonders gut angezogen ist oder gut aussieht ist es ähnlich. Ich verliere mein Selbstbild in Anderen. Und die können natürlich nichts dafür. Anstelle, dass ich das Essen genieße, die Bilder bestaune oder die Wärme der Sonne tanke, bin ich irritiert und wütend auf meine Gefühle. Und ich bin nicht mehr bei mir.

Lächeln hilft. Ich habe schon oft gelesen, dass lächeln alleine schon positive Hormone aktiviert. Und locker macht. Das hat es. Immer wenn ich bemerkte, dass ich jemand anderen beobachte, weil die Person einen besonderen Eindruck auf mich machte, habe ich gelächelt. Auch weil ich etwas grundlegendes verstanden habe: ich bin nicht neidisch. Ich bewundere diesen Menschen in diesem Moment für das was mich aufmerksam gemacht hat. Und das ist nichts Schlechtes. Wenn ich mich ehrlich über diesen Menschen freue, über den schönen Stil oder das herzliche Lachen, dann kann ich auch weiter bei mir bleiben und meinen eigenen Urlaub genießen.

Das Lächeln hat mir auch noch an anderen Stellen geholfen. Wenn andere Menschen mir ein ungutes Gefühl geben. Sei es der Kellner der einen komisch anblickt, wenn man die Hälfte der Riesenportion Pasta zurückgehen lässt oder die Tischnachbarin die einen immer wieder irritiert anschaut (vielleicht sollte sie den ersten Teil des Action Step: SMILE mal lesen ;-)). Dann einfach zu lächeln hat mir geholfen klar zu werden, und zu mir zu finden. Mich nicht unwohl zu fühlen oder mich zu fragen was ich falsch gemacht habe. Gut möglich ist es auch, dass diese Menschen gar nicht absichtlich komisch geschaut haben. Da ich es nicht herausfinden werde – ist es doch auch egal.

(Note: Das schreibt sich sehr leicht, ist aber weniger leicht auch umzusetzen. Ich arbeite daran.)

Action Step 2: Sich selbst sehen lernen.

Das Lächeln ist ein großer Schritt, der sich leicht einbauen lässt. Der zweite Schritt war es für mich, Fotos von mir selbst zu machen. Fotos, die mich so zeigen wie ich mich selbst sehe. Ich hab versucht das ganz spielerisch zu machen: unter einem Baum oder auch mal Grimmassen schneidend (zum Warm werden kann ich die SNAP CHAT app Selfies sehr empfehlen, da ist immer was dabei was einen zum lachen bringt)

Ich kann das wirklich empfehlen: Mach Bilder von den Stellen an deinem Körper die du magst als Erstes. Deine Hände? Füße? Ohren? Such dir einen schönen Background und los gehts. Mach ganz Viele und such dann die aus die dir gefallen, alle anderen kommen weg. Mach dir ein Album oder Ordner auf deinem Phone oder PC. Wenn es mal wieder runter geht mit dem Selbstvertrauen: reinschauen.

Es ist doch so: Man sieht sich selbst meist nur als Spiegelbild. Meist von vorne. Und selten von der Seite (und selten lächelt man sich an). Wenn wir dann Bilder von uns sehen (nicht spiegelverkehrt und von der Seite oder von Hinten), erschreckt man sich, weil man sich selbst nicht erkennt, und sich fremd vorkommt. Aber wenn man sich mehr auf Bildern sieht und vor allem selbst bestimmt wie diese Bilder aussehen, dann lernt man sein Aussehen besser kennen.

Ist das nicht Narzisstisch?

Ich weiß. Viele machen heute Unmengen an Bildern von sich und posten sie auf Facebook. Je nach Umgebung, Alter und Freundeskreis wird das dann als selbstbewusst, eingebildet oder nervig eingestuft (also -meist- negativ). Und schnell fühlt man sich komisch, so narzisstisch zu sein und sich selbst in den Mittelpunkt eines Bildes zu rücken. Keine Angst davor haben! Die Bilder müssen nicht in die Öffentlichkeit. Sie sind nur für dich! Heute sehen wir viel mehr Bilder von anderen Frauen und vor allem  von recht begrenzten „Schönheitsidealen“. Überall sehen wir schlanke, dünne porenfreie gephotoshoppte Frauen. Und unser Spiegelbild sehen wir dann unter einem ganz anderen Licht. Es ist wichtig, sein eigenes Schönheitsbild zu haben, um sich schön zu finden. Das bedeutet nicht andere nicht attraktiv zu finden. Es bedeutet nur das Ungleichgewicht von Körperformen, Schönheitsidealen etc. ein wenig auszugleichen. Wenn man Bilder von sich selbst macht, die einem gefallen (und die niemand sonst zu sehen bekommen muss) geht man da (aus meiner Sicht) in die richtige Richtung.

Jetzt bin ich wieder zuhause und bald geht das reale Leben wieder los (Urlaub ist total surreal :-P). Ich bin froh mich selbst ein wenig mehr kennengelernt zu haben. Und ich nehme eine Menge mit aus dem Urlaub. Und diesmal nicht nur Muscheln von Strand.