Gewaltfreie Kommunikation

Schon mal von Gewaltfreier Kommunikation gehört? Ich bis vor kurzem nicht, aber mich hat der Name direkt angesprochen. Bei einem Mini-Vortrag habe ich also ein Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation erfahren:

Man beschreibt eine konkrete Handlung (die einen stört), ohne eine Wertung

Man erklärt welches Gefühl das in einem auslöst

Man formuliert das Bedürfnis das dadurch entsteht oder das durch die Handlung nicht beachtet wird

Man bittet um eine konkrete Handlung, die das Ganze verbessern kann

Und dann habe ich direkt mal damit angefangen und ein Kundenfeedbackgespräch damit begonnen. Und wie war die Resonanz? Es ist genau das passiert wovon ich schon vermutet hatte, dass es passieren wird: Die Person am anderen Ende hat sich über meine Emotionalität geärgert und gesagt ich solle das doch alles nicht so persönlich nehmen. Wie geht man damit um? Wie soll ich damit umgehen? Das ist so ein Totschlag-Argument – was macht man damit?

Dazu kommt meine Wut und Frustration über die Vermutung, dass es sich dabei auch um ein Frauenproblem handelt: Wenn ein Mann seine Emotionen preis gibt, wird er wahrscheinlich weniger schnell als Emotional etc. dargestellt. Der Mann der den Mini-Vortrag gehalten hat, meinte ihm wäre das noch nie passiert.

Margaret Atwoods Handmaid’s Tale oder Der Report der Magd. Eine Designkritik

Vor kurzem habe ich das großartige Buch von Margaret Atwood Handmaids Tale fertig gelesen. Es ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert: Spannend und hoch interessant. Es wird eine Welt beschrieben, die uns nicht so fern ist, wie wir vielleicht glauben. Irgendwo hab ich mal gehört, dass nichts dazu erfunden wurde: Alle Teile der Story sind irgendwo, irgendwann mal in dieser Welt so gewesen. Gruselig!

Eine Sache nur: ich habe es durch Zufall in deutsch und englisch und habe es dann auf deutsch fertig gelesen, da mir die Art der Sprache nicht auf der Zunge lag: daher habe ich diesen super Vergleich der cover vor mir: ein wundervolles kreatives Cover auf englisch, welches auf #sciencefiction anspielt und damit das Genre eben sehr gut trifft. Es ist nicht gegendert gestaltet. Es spricht einfach eine Gruppe von Menschen an die dieses Genre gerne lesen. Das deutsche Buch ist sehr anders. Mein Freund meinte es sieht aus als ob es ein Buch für Frauen über Frauen ist. Und, obwohl es natürlich um Frauen geht, ist die Story ja nicht nur für Frauen interessant! Außerdem (obwohl ich das Kunstwerk auf dem deutschen Cover mag) passt die Frau auf dem Cover NULL zur Story, ausgenommen, dass sie ein rotes Kleid an hat und einen weißen Kragen. In der Story dürfen Frauen keinen Lippenstift tragen und ihre Gesichter werden ständig verdeckt. Was also soll das? Im Buch wird eine große Gesellschaftskritik betrieben, das ist doch auch für Männer interessant. Oder ist George Orwell auch nur für Männer?

Die Wahl der Schrift auf dem deutschen Buch macht es leider auch nicht besser: viel mehr unterstützt sie den Charakter des Bildes und deutet eher auf ein historischen Roman oder ähnliches hin. Was ich nicht verstehe ist: der Verlag will doch dass alle Leser*innen zufrieden sind. Wenn jemand einen historischen Roman lesen will und dann diese Story bekommt, fühlt der sich doch fehlgeleitet. Und jüngere Personen greifen im Zweifel gar nicht zu diesem Buch, obwohl es auch gerade eine supercoole Serie zum Buch gibt (sagt mein großartiger Bruder). Verliert man so nicht das richtige Publikum? Also was hat sich die gestaltende Person dabei gedacht? Bzw. Was denkt sich der Verlag dabei? Ich verstehe es nicht.

DerReportderMagd_Designkritik_Bookcoverdesign

#FerranteFever

Angefangen habe ich diese Reihe, weil ich davon hörte, dass die weibliche Identität der Autorin angezweifelt wurde (auch weil gedacht wurde, so ein gutes Buch kann ja nur von einem Mann geschrieben sein…). Das hat mich natürlich gereizt.

Ich gebe zu: das erste Buch war eine kleine Qual. Es kam mir langatmig vor, ich konnte mich weder mit der einen noch mit der anderen Freundin identifizieren. Ich nahm das Buch mit nach Neapel, wo wir für ein verlängertes Wochenende waren und dort packte mich dann doch das #FerranteFever - vielleicht weil die Protagonistinnen in ein ähnliches Alter kamen wie ich? Möglich. Vielleicht auch, weil meine eigenen Identitätskriesen sich mehr und mehr spiegelten.

Meine Lieblingszitate sind aus dem (bisher) letzten Band:

„Die Einsamkeit des weiblichen Denkens ist bedauerlich, (…) dass alle voneinander isoliert sind, ohne Protokolle, ist eine Vergeudung.“

"Die Reduzierung meiner Person auf eine gedeckte Tafel für den sexuellen Appetit des Mannes, auf ein gut gekochtes Gericht, damit ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Und dann die Angst, es nicht zu schaffen, nicht schön zu erscheinen, es nicht zustande gebracht zu haben, die Vulgarität des Fleisches mit seinen Säften, seinen Gerüchen und seiner Unförmlichkeiten geschickt zu verbergen. (..)"

"Eva kann nichts, weiß nichts und hat keine Materie, um außerhalb von Adam Eva zu sein. Ihr Gut und ihr Böse sind Adams Gut und Adams Böse. Eva ist ein weiblicher Adam. Und das göttliche Werk ist so gut gelungen, dass sie selbst, für sich, nicht weiß, wer sie ist, sie hat keine festen Konturen, besitzt keine eigene Sprache, hat keinen eigenen Geist, keine eigene Logik, mir nichts dir nichts verformt sie sich."

Gerade weil die Freundschaft zwischen Lila und Elena so kompliziert und manchmal ganz und gar nicht liebevoll ist, entspricht sie (meines Erachtens) sehr stark der Realität. Freundschaften, wie wir sie so oft in Film und Fernsehen, Büchern und Zeitschriften sehen/lesen sind oft nur kleine Teile dessen was so eine Beziehung ausmacht: Eben auch viele Emotionen, viel Leid – nicht immer einer Meinung sein, nicht immer alles gemeinsam machen. Getrennte Wege gehen. Sich gegenseitig auch mal hassen oder auch beneiden. Diese Ehrlichkeit hat mich verblüfft und gepackt. Ich kann den vierten Band kaum abwarten.

Etwas wirklich Positives muss ich hier auch über die Gestaltung sagen: Die Illustrationen sind sehr schön: Schlicht und nicht zu schnörkelig. Bei den Büchern handelt es sich um Literatur, nicht um Belletristik und das erkennt man wesentlich besser, als bei Covern der englischen Ausgaben die ich gesehen habe (kitschige Buchcover, die hätte ich nicht mal umgedreht um den Klappentext zu lesen). Die Cover haben auch dazu beigetragen, dass ich die Bücher meiner Mutter geschenkt habe. Es ist auch schön anzusehen, dass die Reihe der Cover durchdacht wurde. Da macht es Spaß zu lesen und die Bücher dann ins Regal zu stellen.

ElenaFerrante_Bookcover-Design

Bitte nimm doch bitte nicht von Anfang an an, dass ich keine Ahnung habe

Früher hätte ich mich wahrscheinlich in meinem stillen Kämmerchen verkrochen und gedacht "er hat ja echt". Aber heute fange ich an zu begreifen, dass auch das Teil der Diskrimierung und Unterdrückung ist. Dass ich mich selbst diskriminiere und schlecht rede. Obwohl ich das Recht habe, dass niemand von Anfang an etwas von mir annimmt. Und meine Fähigkeiten ausschließt.

Es ist nur eine kleine Szene, die ich hier beschreiben kann. Klein aber fein und mir persönlich schon millionenfach passiert. Ich habe mir endlich nach vielen Jahren ein wunderschönes Fahrrad gekauft. Neu und schick und alles. Beim einstellen des Rades und Testfahren, stelle ich ein paar Fragen zum Rad. Der Typ der mir diese Fragen beantworten soll ist recht einsilbig. Dann stelle ich die ulitmative Frage: "Wenn die Kette abspringt, was mache ich dann?" Antwort: "Dann gehts du zum nächsten Fahrradshop." Ich wundere mich kurz. Dann frage ich (und ich muss durchaus auch meinen Mut hierfür zusammen nehmen): "Achso – also kann man das nicht selbst machen?" Antwort: "Naja, wenn du dich mit Technik nicht so auskennst, solltest du es lieber den Profis überlassen". Damit war ich erst mal ruhig.

Ich dachte: Naja, er hat ja echt, ich hab keine Ahnung. Und fühlte mich wehrlos und hilflos. Und dann wurde ich wütend. Ich habe nie gesagt, dass ich technisch keine Ahnung habe – er hat das einfach angenommen. Ja, es gibt sicher Frauen, bei denen das nicht angenommen wird, aber nur weil ich einen schicken roten Mantel und Ballerinas anhabe, heißt das noch lange nicht dass ich keine Ahnung habe. Ich bin mir sehr sicher, dass KEIN MANN – egal was er an hat – je solch einen Spruch zu hören bekommt. Mit so einer Annahme tot getreten wird. Es ist vollkommen egal, ob ich Ahnung habe oder nicht. Scheiße, nimm doch nicht einfach an, dass ich keine Ahnung habe.

Warum ich hier schreibe

Ich bin Miriam und ich grübel gerne. Ich bin keine Schriftstellerin, ich will nicht sagen dass ich schrieben kann. Aber ich fange jetzt einfach an, meine Gedanken öffentlich aufzuschreiben. Warum öffentlich? Weil ich eine scheiß Angst davor habe und die möchte ich überwinden. Ich stehe zu meinen Meinungen und bin offen für neue Ideen und Ansätze. Ich denke ich möchte das aushalten lernen. Wenn ich es „hier“ im öffentlichen Raum schaffe, dann auch da draußen, oder?

Also dann los gehts.

Please, Let Kids Be Kids.

Es wird immer schlimmer, in meinen Augen. Je mehr Kinder in meinem Umfeld geboren werden, desto deutlicher wird mir das. Nein, das ist nicht schlimm Kinder zu bekommen, dass ist toll. Was schlimm ist, wie früh diese Kinder in Geschlechterrollen gesteckt werden und somit keine wirkliche Wahl haben, ihre eigenen Charakterzüge eigenständig zu wählen bzw. zu entwickeln.

Ja, man wird es nicht wirklich hinbekommen, Kinder komplett geschlechterneutral zu erziehen, allein schon wegen der Gesellschaft in der wir leben: Werbung, Kindergarten, Tanten, Onkel und andere Menschen die einen Eindruck hinterlassen werden, ob man es will oder nicht.

Aber warum werden Kinderzimmer, noch ehe das Kind geboren ist, rosa oder blau gestrichen? Warum ist es wichtig, dass der Strampler rosa oder blau ist oder Glitzer-Schleifchen bereit liegen, damit das arme Köpfchen damit verbunden wird? Ich habe verschiede Babykarten am Kühlschrank kleben und alle Babys sind Babys – sie haben keine „männliche“ oder „weiblichen“ Charakterzüge, außer die, die die Erwachsenen mit viel Fantasie in ihre Kinder hineinfantasieren. Es macht mich wahnsinnig. Und traurig. Wie soll denn ein Kind, welches in einer rosaroten Welt aufwächst, eigene Interessen entwickeln, außer die, die dem Kind vorgegeben werden?

Ich habe einmal beobachtet, wie ein Mädchen (6 oder 7 Jahre) einen Lipgloss und Nagellack geschenkt bekam, ihr etwas jüngerer Bruder bekam ein Detektiv-Spielzeug. Das Mädchen war sichtlich irritiert und neidisch: Mit dem Detektiv-Spielzeug konnte man sichtlich mehr gegen die Langeweile dieses Erwachsenen-Events ausrichten. Es regt ja auch die Fantasie mehr an und beschränkt nicht auf „schön sein“. Schön sein kann nämlich sehr langweilig sein. Aber das Spielzeug gehörte nun mal zu ihrem Bruder und das wurde ihr auch so gesagt. Also fing sie an sich mit dem Lipgloss und dem Nagellack zu beschäftigen – was bliebt ihr auch anderes übrig? Wie können wir denn ernsthaft glauben, solche Sachen beeinflussen Kinder nicht?

Ich bin keine Mutter und ich habe keine Kinder um mich herum, die ich täglich aufwachsen sehe – dennoch traue ich mich diesen Text zu schreiben, weil es mich einfach so traurig und wütend macht, wenn wir Kindern schon so früh Rollen zu schreiben, nur weil die Gesellschaft es so vormacht. Stutzig machen mich dann Aussagen von Eltern, die mir voller Überzeugung erzählen, wie unterschiedlich ein Junge und ein Mädchen sich direkt nach der Geburt verhalten. Dass sie selbst Dinge hineininterpretieren und damit keineswegs eine Studie geleistet haben, wird dabei komplett vergessen. Denn ich bin mir sehr sicher: man kann die unterschiedlichen Charakterzüge unterschiedlich interpretieren. Wenn ein Baby besonders laut ist oder besonders ruhig, dann können das Charakterzüge allen Geschlechtern sein!

Lasst eure Kinder doch einfach selber entscheiden, welche Lieblingsfarbe sie haben und ob sie lieber mit Autos oder Puppen (oder mit genderneutralem Lego) spielen. Lasst sie doch einfach mit allem spielen, was sie so vorfinden. Zieht ihnen alle Farben des Regenbogens an – ist doch egal, ob andere nicht gleich erkennen ob du ein Jungen oder ein Mädchen im Buggy hast. Warum ist das so relevant? Traut euren Kindern eine eigene Meinung zu und seid da wenn sie diese selbstbestimmt ausleben möchten. Please – Let Kids, Be Kids.

Wolken der Gleichberechtigung

Kommt immer wieder vor: Ich sitze in einer Veranstaltung, schaue mich um und keiner weiß von der aktuellen neuen Feminismus Welle, die junge Frauen heute bewegt und die auf T-Shirts von Hansi&Mausi ihren Platz findet. Keine(r) weiß davon. Und ich sehe langsam in den Gesichtern, wie die sich die Sicht auf mich verzerrt. Große Fragezeichen – vielleicht sogar ein kurzer visueller Vergleich mit der einzigen Feministin die ihnen einfällt… äh wie hießt sie noch mal? Alice Schwarzer?

Ich muss mir langsam einen Survival-Kit zusammenlegen, um in solchen Momenten cool und lässig reagieren zu können. Cool und lässig – eben nicht panisch nach Beispielen suchen, die beweisen, dass ich nicht die Einzige in dieser Welt bin (und nicht die einzige in meinem Alter), die dieses Thema wichtig findet. Nicht nur wichtig: ich komme gar nicht drum herum. Ich habe keine Wahl.

Ich möchte hier mal sammeln, was dann so an Kommentaren kommt:

„Das interessiert mich nicht so“

„Ich glaube wir brauchen das nicht“

„nicht so mein Thema“

Erstaunlicherweise fühlen sich Frauen viel mehr genötigt ein Kommentar dazu abzugeben oder sich zu rechtfertigen, als Männer. Bei Männern stelle ich häufig eher ein amüsiertes Interesse fest. Vielleicht fühlen sie sich von einer 1,58m großen Frau, wie mir, nicht wirklich bedroht. Ist ja auch gut, ich drohe auch niemanden.

Warum finde ich das wichtig, dass sich Menschen aller Altersgruppen für dieses Thema öffnen?

Weil ich sehen wir relevant es ist und immer mehr wird. Ich bin der Überzeugung, dass die Generation die nach mir kommt, das Thema noch viel größer machen wird. Und je länger Menschen nicht zuhören, desto radikaler werden die Ansichten. Das wäre sehr schade, denn ich glaube Radikalität schadet dem großen Ganzen. Ich will nicht, dass sich alle plötzlich überholt fühlen. Also wacht doch mal auf.

Warum ich „Orange is the new Black“ so liebe.

Ich bin völlig begeistert von dieser Serie (no Spoiler-Allert – Promise). Und die Gründe haben vorrangig nichts mit der Story zu tun. Es geht mir viel mehr um das Setting.

  1. Viele, viele komplexe Frauencharaktere

    Das kommt nicht oft vor. Frauenrollen sind selten. Und wenn sie auch noch mehr können sollen, als der Sidekick sein oder die sexy Women, die dem Film noch ein wenig „Spice“ verleiht, ist man lange auf der Suche. Es wird langsam besser. Aber die großen Serien, haben doch immer mehr männliche Charaktere und auch mal coole Frauen, aber oft eben nicht so, dass diese ständig vor der Kamera sind. Das ist hier anders.

  2. Diversität – People of Color

    Klar, das ganze spielt in Amerika. Dort ist es anders divers als hier (wie würde so eine Serie wohl bei uns aussehen?). Ich finde es toll, dass die Serie so viele verschiedene Menschen zeigt und das auch thematisiert. Auch wenns weh tut.

  3. Diversität – Bodyimage

    In dieser Serie werden ohne viel Heck Meck viele verschiedene Frauenkörper gezeigt. Und das ist ungewöhnlich. Frauenkörper die von der Gesellschaft eigentlich als „nicht zeigbar“ gestempelt sind: Körper die älter als 30 sind, Körper die älter als 40, 50, 60 (und noch mehr!) sind, Körper die nicht weiß sind, Körper die nicht dünn sind. Brüste die auf natürliche Weise liegen, Cellulite, große Hintern, kleine Hinter, dicke Bäuche, kleine und große Speckrollen. Ohne Photoshop. Alles was VOLLKOMMEN NORMAL ist. So wie wir alle aussehen. So wie Frauen (ohne fancy Light und Photoshop) aussehen. Wird dort auf einem ganze normalen Level gezeigt. Auch die Hauptcharaktere haben Körper von unterschiedlichster Natur. Wenn ich mal einen schlechten Tag habe und mein Körper mir unnatürlich vor kommt – Orange is the new Black ist da eine große Abhilfe.

  4. Selbst der flachste Charakter bekommt seine Story

    In jeder Folge wird eine kurze Reise in die Vergangenheit von einem der Charakter gemacht. Das schafft ein Verständnis (zumindest ein bisschen) für den Menschen den man in der Serie selbst vielleicht nicht verstehen mag.

Wie findest du die Serie? Oder kennst du eine ähnliche, die ich mir unbedingt noch ansehen muss? Ich freue mich auf Tips und Infos!

Mit Liebe und Mitgefühl das Bücherregal entschlacken

Ich liebe Bücher. Obwohl ich noch ungelesene Exemplare zu Hause habe, kann ich selten widerstehen. Das heißt konnte, bis ich mir letztes Jahr einen Riegel vorgeschoben habe und gesagt habe, ich will erst wieder Bücher kaufen, wenn alle die da im Regal auf mich warten, auch gelesen sind.

Oft lasse ich mich verführen und kaufe ein Buch z.B. weil ich das Cover wahnsinnig toll finde. Oder die Story viel verspricht – oder Bücher die Klassiker sind und dann vielleicht noch ein Exemplar aus den 70/60ern (wo die Cover noch viel schöner waren). Und dann lese ich zuhause ein wenig rein und es „catcht“ mich nicht. Von Zeit zu Zeit schaffe ich es weiterzulesen und ich bereue es nicht. Und manchmal schaffe ich es nicht weiterzulesen. Dann lege ich es ins Regal und warte darauf, dass irgendwann die richtige Zeit für dieses Buch kommt. Und so haben sich bei mir ein paar Bücher angesammelt, die ungelesen sind und nach mehreren Versuchen auch ungelesen blieben.

Ich möchte mein Leben vereinfachen. Bücher die ich doch nicht lese und ewig in meinem Regal stehen, sehen für mich wie Lügen aus. Wie ein erhobener Zeigefinger. Es ist, als ob sie einen gewissen Druck auf mich einüben (und Schuldgefühle). Ich will ein Regal haben, in dem nur Bücher stehen von denen ich sagen kann, dass ich sie gelesen habe.

Weg mit den mahnenden Büchern. 

Also habe ich angefangen. Einfach Book-by-Book. Eine ganze Jute Tasche plus ein paar Zerquetschte sind rausgeflogen. Und ein paar Bücher wurden entdeckt, die ich wieder mal lesen will (Worum ging es denn hier?) Also eine sehr erfolgreiche Aktion.

Wohin mit den Ausgestoßenen? Ich bringe sie zu OXFAM, dort werden sie weiterverkauft und das Geld ist für einen guten Zweck. Man kann sie sicher auch selbst verkaufen, aber einzelne Bücher bringen selten viel Geld (it´s a shame). Da kann man sie doch viel besser spenden. Bei mir stehen sie nur meckernd rum.

Mein Fazit – Ich brauche mehr Zeit für mehr minimieren.

Ich gebe es zu: ich bin (noch?) nicht minimalistisch genug um mehr meiner geliebten Bücher wegzugeben. Viele sind treue Weggefährten und ich habe eine enge Verbindung zu ihnen. Vielleicht schaff ich es, sie nach und nach zu minimieren. Aber alles Step-by-Step. Ich lese auch schon digital Bücher, aber irgendwie ist so ein echtes Buch toll. Das Papier, der Geruch… und die Aussage die es über einen trifft, wenn man unterwegs ein Buch aufschlägt. Ich finde es spannend zu sehen, was andere lesen. Manchmal überrascht es und manchmal freue ich mich, wenn jemand ein Buch liest das ich großartig fand. Dann kann ich mich kaum zurückhalten und will unbedingt begeistert sagen „Das Buch ist sooooooo super!“. Das ist mir selbst auch schon passiert und ich fand es immer sympathisch. Ein Buch schafft es – ohne aufdringlich zu sein – eine Wellenlänge zu zeigen: Was beschäftigt dich, was für ein Mensch bist du…

Aber die digitale Welt hat einen großen Vorteil: Man kann in ein Buch zuhause hineinlesen, ohne es kaufen zu müssen! Meist ein ganzes Stück! Und ganz ohne den Druck, den ich persönlich in einer Buchhandlung hätte, wenn ich mehr als zwei Seiten lese. Also kann ich ein Buch erst ganz entspannt beschnuppern und dann immer noch beim Buchladen nebenan das Exemplar mit dem coolen Cover kaufen.

Capsule Wardrobe im Urlaub – ein guter Anfang, oder?

Weniger Auswahl bedeutet weniger Entscheidungsschwierigkeiten. Weniger im Kleiderschrank bedeutet weniger Zeit zu verschwenden mit der Frage „Was soll ich heute anziehen?“. Soweit der Grundgedanke.

Die ersten Schritte einer Capsule Wardrobe habe ich schon getan: ich habe vor ein paar Monaten meinen Schrank von allem befreit was ich nicht mehr trage. Aber so richtig drin bin ich noch nicht. Und da kam mir folgende Idee: Wann gibt es eine bessere Möglichkeit mit einer begrenzten Anzahl an Kleidungsstücken auszukommen, als im Urlaub? Da ist man so oder so eingeschränkt. Da es bei mir bald soweit war, habe ich mir also vorgenommen genau zu überlegen was ich mitnehme und wie viel.

Oft habe ich von einer bestimmten Anzahl von Kleidern gelesen, bei der man bleiben soll. Das habe ich so bisher nicht gemacht (Laaaaaaaangsam mit den jungen Pferden), aber im Urlaub bietet sich das an. Und daher habe ich das mal so gemacht: ich bin 28 Jahre, also 28 Teile. Was schließe ich beim Zählen aus: Unterwäsche, Schmuck, Sportsachen, Schlafsachen und meinen Mantel.

Was dann in den Koffer kam:

  • 1 Cardigan
  • 1 Poncho
  • 1 Pullover
  • 8 Oberteile (lange, kurze, T-shirts)
  • 2 Röcke
  • 5 Kleider
  • 1 Jeans
  • 4 Paar Schuhe (1 x Sandalen, 1 x Espadrilles, 1 x Ballerinas, 1 x weiße Turnschuhe)
  • 3 Schals
  • 2 Taschen

Geht doch eigentlich, habe ich beim aufschreiben gedacht. Beim Packen merkte ich schon die ein oder andere Unsicherheit. Was ist wenn das Wetter ganz anders ist als erwartet? Auch wenn 8 Oberteile wirklich nach viel klingt, war ich gerade an der Stelle unsicher, weil Oberteile auch nicht so viel Platz wegnehmen im Koffer. Aber darum ging es schließlich nicht.

Erleichterung bei der Entscheidung, mit einem kleinen Engpass.

Im Urlaub habe ich gemerkt, dass alles schon ganz gut funktioniert: Meine Sachen passen alle gut zusammen, harmonieren miteinander und es gibt morgens nicht viel Überlegungen was ich nun anziehen soll. Wobei ich im Urlaub natürlich auch weniger auf „Professionalität“ achte und eher lässige, schicke Kleidung trage. Mir sind auch einige Sachen aufgefallen, die ich das nächste Mal anders machen würde:

  • 1 Paar Schuhe zu viel (3 Paar reichen: 1 x Schick, 1 x Bequem für die Stadt, 1 x Bequem für so)
  • Die Sache mit dem Rock. Ich hatte einen Rock mit den ich zwar zwei mal anziehen wollte, aber nicht angezogen habe. Mal sehen wie die Zukunft dieses Rockes aussieht.
  • Ich brauche mehr Cardigans. Ich hatte nur einen mit und ein zusätzlicher in einer anderen Farbe hätte mir sehr geholfen. Für mich sind die super (besonders auf Reisen), wenn man sich nicht sicher ist wie das Wetter ist oder den Tag über wird: Der ist schnell ausgezogen und in der Tasche verstaut. Also werde ich mich demnächst wohl auf die Suche begeben.

Ich kann diese Warmdusch-Variante für eine Capsule Wardrobe auf jeden Fall empfehlen: Es gibt einem einen guten Einstieg in die Idee „Weniger ist mehr“. Es macht aber nur Sinn, wenn man sich vorher überlegt wie viel man mitnimmt und das dann durchzieht. Man sollte nicht, nur weil noch Platz im Koffer ist, doch noch zwei oder drei weitere Teile einpacken. In dem Fall nicht mogeln.

Mein persönliches Fazit ist sehr gut, ich bin zufrieden. Mal sehen wie sich dieser Versuch auf meine zukünftigen Kleidungsentscheidungen auswirkt. Nach dem Urlaub habe ich auf jeden Fall endlich auch die letzten Sommersachen aus der „Sommer-Kiste“ in den Schrank gehängt und die Winterpullis in die „Winter-Kiste“ gepackt. Hey Summer, here I come!