Früher hätte ich mich wahrscheinlich in meinem stillen Kämmerchen verkrochen und gedacht "er hat ja echt". Aber heute fange ich an zu begreifen, dass auch das Teil der Diskrimierung und Unterdrückung ist. Dass ich mich selbst diskriminiere und schlecht rede. Obwohl ich das Recht habe, dass niemand von Anfang an etwas von mir annimmt. Und meine Fähigkeiten ausschließt.

Es ist nur eine kleine Szene, die ich hier beschreiben kann. Klein aber fein und mir persönlich schon millionenfach passiert. Ich habe mir endlich nach vielen Jahren ein wunderschönes Fahrrad gekauft. Neu und schick und alles. Beim einstellen des Rades und Testfahren, stelle ich ein paar Fragen zum Rad. Der Typ der mir diese Fragen beantworten soll ist recht einsilbig. Dann stelle ich die ulitmative Frage: "Wenn die Kette abspringt, was mache ich dann?" Antwort: "Dann gehts du zum nächsten Fahrradshop." Ich wundere mich kurz. Dann frage ich (und ich muss durchaus auch meinen Mut hierfür zusammen nehmen): "Achso – also kann man das nicht selbst machen?" Antwort: "Naja, wenn du dich mit Technik nicht so auskennst, solltest du es lieber den Profis überlassen". Damit war ich erst mal ruhig.

Ich dachte: Naja, er hat ja echt, ich hab keine Ahnung. Und fühlte mich wehrlos und hilflos. Und dann wurde ich wütend. Ich habe nie gesagt, dass ich technisch keine Ahnung habe – er hat das einfach angenommen. Ja, es gibt sicher Frauen, bei denen das nicht angenommen wird, aber nur weil ich einen schicken roten Mantel und Ballerinas anhabe, heißt das noch lange nicht dass ich keine Ahnung habe. Ich bin mir sehr sicher, dass KEIN MANN – egal was er an hat – je solch einen Spruch zu hören bekommt. Mit so einer Annahme tot getreten wird. Es ist vollkommen egal, ob ich Ahnung habe oder nicht. Scheiße, nimm doch nicht einfach an, dass ich keine Ahnung habe.